Demokratische Neugestalter versus „Verfechter des totalitären Staatsgedankens“? Personal und Politik der Niedersächsischen Staatskanzlei und des Niedersächsischen Ministeriums der Justiz 1946 bis 1961
Leitung: | apl. Prof. Dr. Detlef Schmiechen-Ackermann |
Team: | Koordination: Dr. Christian Hellwig |
Jahr: | 2020 |
Förderung: | Pro*Niedersachsen |
Laufzeit: | 2020 - 2023 |
Das Projekt untersucht die personelle Entwicklung sowie inhaltliche Kontinuitäten zur NS-Zeit,aber auch Neuansätze in der niedersächsischen Landespolitik zwischen 1946 und 1961 am Beispiel der Staatskanzlei und des Ministeriums der Justiz. Die Niedersächsische Staatskanzlei sah sich Mitte der 1950er-Jahre der Kritik ausgesetzt, sie habe eine großzügige (Wieder-)Einstellung von „Verfechter[n] des totalitären Staatsgedankens“ geduldet. Die niedersächsische Justiz wurde sogar als „besonders geförderter Zufluchtsort“ für NS-Belastete gebrandmarkt. Brisant erscheint dabei, dass der niedersächsische Justizminister von 1947 bis 1949 zugleich auch als Minister für Entnazifizierung fungierte und somit eine Schlüsselrolle in der öffentlichen Auseinandersetzung um Demokratie und „Vergangenheitsbewältigung“ einnahm. Das Projekt greift methodische Anregungen der aktuellen Forschungen zum Personal ausgewählter Bundesministerien auf und verbindet sie mit der Erforschung landespolitischer Gestaltungsspielräume und föderaler Beziehungen in der jungen Bundesrepublik. Die zentrale Fragestellung lautet: Welchen Einfluss hatten frühere Nationalsozialisten auf die Gestaltung der Landes- und Justizpolitik in den Nachkriegsjahrzehnten? In welchem Maße konnten sich demokratische Neugestalter mit ihren konzeptionellen Vorstellungen durchsetzen?